Segelflosser oder Segelflossendoktor?

  • Segelflosser oder Segelflossendoktor? – Die taz und Pro Wildlife

    Der Teufel steckt wie immer im Detail. Für jene, die es nichts angeht, keine große Sache. Aber von einem Journalisten der Tageszeitung taz hätten wir mehr erwartet!


    Die taz hat sich für eine Pressemitteilung der Tierschutzorganisation Pro Wildlife vom 24. August 2017 erwärmen können und gleich jemanden losgeschickt, der routiniert die Klinken putzt. Auch bei uns. Nachdem wir jede der Fragen ausführlich beantwortet hatten, glaubten wir, bald einen etwas ausgewogeneren Artikel zum Thema Zyanid im Aquarienhandel lesen zu können. Die Freigabe unserer Zitate war im Vorfeld wie üblich vereinbart worden. Tagelang passierte nichts. Dann meldete sich ein Freund, der uns auf den besagten Artikel aufmerksam machte. Er war am 25. August 2017, also schon einen Tag später, in der taz veröffentlicht worden.


    Der Artikel „Giftfische in deutschen Aquarien“ las sich wie die gespiegelte Version der Pro-Wildlife-Pressemitteilung. Ohne jegliches journalistisches Fingerspitzengefühl hatte der Autor Roland Lindenblatt den Text übernommen und mit eigenen „Erkenntnissen“ garniert. Die Unterscheidung zwischen Skalar und Gelbem Doktorfisch spielte dabei keine große Rolle; Segelflosser und Segelflossendoktor wurden in einen Topf respektive in denselben Lebensraum, das tropische Korallenriff, geworfen. Nun gut, die taz hat ihren Schnitzer mittlerweile bereinigt, wie man online sehen kann. Aus Skalaren sind nun Kaiserfische geworden. Für alles andere aber fühlten sich die Redakteure nicht zuständig.


    Den Urheber der Pressemitteilung haben wir dann Folgendes wissen lassen: „Wir brauchen Organisationen wie Pro Wildlife, um der Industrie in Sachen Nachhaltigkeit und Tierschutz auf die Sprünge zu helfen. Aber oftmals schießen Naturschutzorganisationen mit ihren Forderungen weit über das Ziel hinaus. Dieses Phänomen kennen wir von Hawaii. Snorkel Bob weiß, wovon er spricht, bei Pro Wildlife allerdings liegt der Fokus ja auf Elefanten, Affen, Delfinen, Walen, Haien, Reptilien und Amphibien. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch – ich zolle Menschen, die sich für den Naturschutz einsetzen, größten Respekt. Aber Tierschutz lässt sich nicht mit der Brechstange durchsetzen. Selbst wenn Sie mit Ihrem geforderten Verbot des Zierfischhandels eines Tages Erfolg haben sollten – die Fischer in den Herkunftsländern unterscheiden weder zwischen Zier- und Speisefisch noch werden sie auf Zyanid verzichten. Es ist ihnen auch egal, wohin die Tiere verkauft werden, solange die Nachfrage anhält. Was Verbote für den Schmuggel und den Schwarzmarkt bedeuten, brauche ich Ihnen sicher nicht zu erklären.“


    Wir machen seit Jahren die Erfahrung, dass sich Journalisten die Freiheit nehmen, zu schreiben, was sie für richtig halten. An der freien Meinungsäußerung ist sicher nichts Verwerfliches. Zu kritisieren aber ist die Art und Weise, wie versucht wird, Stimmung zu machen, wenn es jemandem gerade in den Kram passt oder wenn Naturschutzorganisationen ihr Geschäftsfeld zu erweitern versuchen und als Trittbrettfahrer unterwegs sind. Deshalb noch einmal: Wo wart ihr, taz und Pro Wildlife, als Disneys Blockbuster „Findet Dory“ in die Kinos kam und sich das Szenario von „Findet Nemo“ zu wiederholen drohte?! Schweigen im Wald sowohl bei Pro Wildlife als auch bei der taz.











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